Aktuelles/Termine im Juli 2010 

Geesthof-Grillen zum WM-Viertelfinale:
Deutschland : Argentinien
(ihr könnt nach Hause gehen, ihr könnt nach Hause gehen...)

Ich bin ja kein Fußball-Fan. Echt nicht, dieses unkoordinierte Hinterher-Gehetze hinter einem Ball, der sowieso nicht da ankommt, wo er ankommen soll, nämlich im Tor des Gegners, sprich: Argentinien, das Gebrülle der Zuschauer, die eh immer alles besser wissen, und die Schlachtenrufe und Fangesänge haben mich schon immer genervt. Außerdem wusste ich ja schon vorher wie`s ausgeht: "Max", hab ich gesagt, "wenn Du nicht heulen willst, schau Dir einfach "Lassie" im Fernsehen an. Die Deutschen kriegen heute so eins auf die Glocke, dass Du Dir nie wieder ein Spiel ansehen wirst". Max, voll guten Glaubens an die deutschen Jungs (er ist ja noch ziemlich jung...), höhnte nur: "Mama, Du hast doch überhaupt keine Ahnung vom Fußball, WIR schaffen das schon!"

Nun ja, nun denn: public viewing im Stall, vielleicht ist es ja ganz nett, könnte mich mit ein paar Leuten über meine letzte Unterrichtsstunde unterhalten und mir den neusten Tratsch anhören. Das sind ja sowieso fast alles Reiter, die Fußball genauso wenig interessiert wie mich... und außerdem gib`s eine Menge zu essen und zu trinken.

Um 16.00 Uhr, pünktlich zu Spielbeginn, vor Beamer und Leinwand, trafen eine Menge nicht-fußball-interessierter Reiter und deren Anhang in Haukes Scheune ein. Salate, Brot, Obst, Kuchen, Nachtisch, Getränke landeten auf dem Buffet-Tisch und so gab es reichlich zu dem von Marco und Ferdie gegrilltem Fleisch.

Überrascht stellte ich fest, dass einige der Anwesenden unter Schichten schwarz-rot-goldener Farbe, unter riesigen Hüten oder eingewickelt in schwarz-rot-goldenen Fahnen, kaum zu erkennen waren. Eine der Anwesenden hatte sich sogar etwas auf den NACKTEN Bauch gemalt, das Bein mit SCHLAND beschrieben und Finger- und Fußnägel in den D-Farben lackiert. (Namen werden nicht genannt). Überraschend war auch, dass diese so beschriebenen Anwesenden, weibliche Reiter des Geesthofs waren. Selbst Nici, die ja wohl als ruhige, gestandene, ältere Reitlehrerin, eine sehr große Vorbildfunktion inne haben sollte, war im Gesicht beschmiert. Ich wollte sie gerade auf das Geschmiere in ihrem Gesicht hinweisen und um ausgiebigen Rat wegen meines Pferdes fragen, als der Anpfiff ertönte und sie mir sagte, ich solle doch jetzt meinen Mund halten und nicht im Weg, also vor dem Beamer, stehen. Innerhalb weniger Sekunden ertönten die befürchteten Fangesänge und Anti-Gegner-Parolen. So`n Schwachsinn, wie kann man denn nach 2 Minuten Spielzeit "Ihr könnt nach Hause gehen" singen. Eine weitere Minute später blieb mir allerdings jede weitere Kritik im Halse stecken: 1:0 für Deutschland und das gegen Argentinien, meinen heimlichen Angstgegner!

Nur keine Hoffnung aufkommen lassen, die Deutschen sind einfach unzuverlässig, ruhen sich jetzt wahrscheinlich auf ihrem Zufallstor aus, kommen nicht mehr von ihrem eigenen Tor weg und kassieren dann bestimmt  3 Tore vom Gegner ein. So ist das ja immer, oder? Erst Druck machen und dann Schlapp machen. Was soll ich sagen - ich hatte natürlich Recht, nach dem 1:0 schleppte sich die erste Halbzeit mit mehr oder weniger uneffektiven Torchancen dahin, dann das 1:1, doch nicht, zum Glück haben die Schiris Abseits gepfiffen, was auch immer das zu bedeuten hat. Dann endlich die Pause, wenigsten stand es noch 1:0 für mich, eh uns...

Die 2. Halbzeit begann wie die erste endete: 1:0 für uns. Allmählich wurde ich dann doch kribbelig, noch immer kein Tor für Argentinien. Sollte es etwa doch die Möglichkeit geben zu siegen? So was halte ich ja schlecht aus, diese Spannung. Unsere Fan-Mädels buhten jeden geglückten Paß der Argentinier lauthals aus, feuerten unsere Jungs ebenso lautstark wie enthusiastisch an. Nervös fingerte ich an meiner Kamera rum; ich war schließlich auch hier um etwas zu schießen... Dann das 2. Tor für Deutschland, geschossen von Dingsdabumsda. Haukes Halle bebte, die Stimmung hier bei uns auf dem Geesthof stand der im Stadium in nichts nach: Gejohle, Getröte, Geklatsche bis der Arzt kommt. Das war wirklich kaum zum Aushalten. Trost- und Halt suchend setzte ich mich neben meinen Sohn, der so offensichtlich hellsichtig besser Bescheid wusste als ich. Das Fußball-Sieger-Fieber hatte mich nun auch gepackt. Buhend, pfeiffend, applaudierend hoffte ich auf den Sieg. Max schaute sich immer hektischer um, wich von meiner Seite mit leicht angesäuertem Gesicht. Ich war etwas verwundert, das hatte er sich doch immer gewünscht: eine Fußball begeisterte Mutter. Stattdessen schien er es nun nicht mehr länger auszuhalten, stieß mich an und zischte: "Mama, hör jetzt sofort auf. Du bist peinlich!! Und ich Dein Sohn!" Uups!!

Was folgte war das 3:0, dann das 4:0. Und unsere kleine Halle bebte. WIR hatten tatsächlich gewonnen!! Meinen Angstgegner besiegt. Die Argentinier hatten so richtig eins auf die Glocke bekommen. Und ich war ja so stolz auf MEINE JUNGS!!

 

Ach ja, was folgte war das Ausleben aller glücklichen Emotionen in einer sehr feuchten Wasserschlacht.

Bericht und Photos von mir

Es sind sehr viele Photos von "unserem" Sieg, also beachtet bitte die eventuell längere Ladezeit.

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