Lezziran und Astrid bei der Heidedistanz
2007 (80km)
(von
Astrid)
Wer reitet so spät durch Nacht und Wind?
Distanzreiter die in der Heide sind.
Schon das ganze Jahr hatte ich geträumt von
der Heidedistanz mit ihrem legendären
Mitternachtsstart. Aber zunächst mal stand
sie unter gar keinem guten Stern für uns.
Dirks Camping-Bulli ist mit kapitalem
Motorschaden von unserem letzten Start in
Meck-Pom wiedergekommen und noch immer in
der Werkstatt. Obendrein muss Dirk am
Samstag arbeiten und kann erst nachkommen
wenn der Wettkampf schon vorbei ist. Aber
uns bleibt ja mein Mercedes Kombi als
Zugfahrzeug und meine Quasi-Schwiegermutter
hat sich angeboten, das Gespann in die
Stopps zu fahren einer war bei km 38, einer
bei km 56 und dann halt mein Ziel bei km
80).
Von dem 80-er Stopp musste dann das Gespann
samt Pferd in den Endpunkt bei km 160.
Nachdem die technischen Probleme gelöst
waren, kamen die gesundheitlichen.
Ein Zusammenprall mit einer anderen Reiterin
bescherte mir 3 Wochen vorm Wettkampf eine
starke Prellung und Quetschung im Knie und
nach einer Woche Humpeln und Schonhaltung
auch noch einen Mega-Hexenschuss. Wie sollte
ich so bloß mein Pferd fit halten, der Arzt
hatte mir Schonung bis zum Wettkampf
verordnet.
Ich hängte einen Hilferuf im Stall aus und
fragte, wer mir helfen und Lezziran ein
bisschen für mich im Gelände reiten könnte.
Binnen einer halben Stunde hatte ich drei
Hilfsangebote. Vielen Dank nochmal für diese
tolle Hilfsbereitschaft!!
Rechtzeitig zum Start waren dann mein Knie
und Rücken wieder ausreichend belastbar und
es konnte losgehen.
Start war wie gesagt Freitag um Mitternacht,
mit einem großen Fackelzug zogen 29 Reiter
und 40 Helfer zum Start. Und nach einem
kleinen Liedchen und einem Schluck
Schlehenlikör ging's ab in die Nacht.
Markiert war mit Schleifenbändern in den
Bäumen und weil man die ja in der Nacht
nicht sieht, gab's für die ersten ca. 40 km
bei Richtungsänderungen noch jeweils ein
farbiges Knicklicht kurz hinter der Ecke an
dem neuen Weg.
Straßenüberquerungen wurden durch
Streckenposten mit Fackeln und teilweise
auch beleuchteten Autos mit Warnblinker
gesichert. Dazwischen war nichts, nur Nacht.
Der Beinahe-Vollmond hat uns nichts genützt,
weil es ab 2 Uhr dicht bewölkt war. Im Wald
konnte ich nicht mal mehr Lezzirans Ohren
sehen, geschweige denn irgendwelche anderen
Reiter (nur wenn ein Hufeisen auf einen
Stein traf, stoben mal kurz ein paar
Funken). Aber ich konnte ja fühlen, dass
mein Pferd noch da war, das musste dann halt
genügen. Offenbar hat zumindest Lezziran
etwas gesehen, denn er ist mit mir in
Trabverstärkungen durch die tiefschwarze
Nacht geflogen. Hab' mich zum Teil wie
betrunken gefühlt, weil ich nur die Bewegung
unter mir fühlte und von den Augen her keine
Ahnung hatte, ob ich schief oder gerade,
vorwärts oder seitwärts in Bewegung war. Da
half wirklich nur blindes Vertrauen.
Lezziran lief sicher über den teils
sandigen, teils steinigen Boden (hörte sich
jedenfalls steinig an, gesehen hab' ich ja
nichts). Wenn die Pfützen zu groß zum
Umreiten waren, parierte er kurz durch,
watete im Schritt durch und trabte wieder
neu an (hätte er an der nächsten Pfütze
gewendet und den Rückweg angetreten, hätte
ich wahrscheinlich nicht mal 'ne Chance
gehabt, es zu merken). Aber er war echt
klasse, total motiviert und engagiert.
Am ersten Stopp bei km 38 war es noch
stockfinster. Fackeln gaben ein wenig Licht
und das Vortraben fand im Licht der
Scheinwerfer eines VW-Bus statt.
30 Minuten Pause waren schnell vorbei und
Lezziran und ich stürzten uns von neuem in
die Dunkelheit. Ab kurz vor dem 56-km-Stopp
ergab es sich, dass wir mit einer
Holländerin mit einer großen Gelderländer
Stute zusammen weitergeritten sind. Kurz
nach Verlassen des Stopps schlossen wir noch
zu zwei Araber-Reiterinnen auf und setzten
den Rest der Strecke als Vierer-Gruppe
fort.
Um 8:02 sind wir schließlich bei 80 km im
Ziel angekommen (abzüglich zweimal 30 Min.
Pause gibt eine Reitzeit von 7:02 Std und
ein Tempo von 5,28 Minuten pro Kilometer).
Die Nachuntersuchung am Sonntag haben wir
gut bestanden und sind von 13 Reitern auf
Platz 7 gelandet, einige langjährige Cracks
(von denen einer sogar Berufsreiter ist)
sind sogar noch einen Platz hinter uns.
Ich bin echt stolz auf meinen Schlumpf und
mich.
Nächstes Jahr will ich am liebsten die 160
km nennen mit der Option, bei 100 oder 120
km in der Wertung zu beenden.
Lezzirans Lebensleistung im Distanzsport
beläuft sich damit jetzt schon auf
1.133 km binnen 2 1/2 Jahren, davon 574
allein in diesem Jahr. Nicht schlecht, oder?
Liebe Grüße
Astrid |