Ich bastele mir ein
Osterschaf
(von Sabine)
Zwei Wochen vor Ostern haben
Kröti und Asta wieder einen Bastelnachmittag
für groß und klein organisiert. Sinn und
Zweck der Aktion: Unser Casino österlich zu
schmücken, mit allen, die Spaß dran haben
einen gemeinsamen Nachmittag zu verbringen
und last but not least: mich in den Wahnsinn
zu treiben.
Dabei lief alles so gut an. Hochmotiviert
und mit der durchaus ehrbaren mütterlichen
Vorstellung mit meinem Sohn etwas
Gemeinsames und Sinnvolles zu tun, habe ich
Maxi und mich zum Basteln angemeldet. Ihr
müsst wissen, dass ich ein handwerkliches
Fastgenie bin: Als ausgebildete Vergolderin
und Fassmalerin, kann ich Möbel fassen,
vergolden und restaurieren,
Schellackpolituren aufbringen, Möbel
auseinander und wieder zusammen bauen, mit
der Stichsäge umgehen, Bohrer bedienen und
natürlich erst Recht Ostereier basteln.
Dachte ich.
Max und ich verspäteten uns leider ein
wenig, da ich noch schnell vier Eier
ausblasen wollte. Das, was in meiner
Vorstellung nicht länger als 5 Minuten
dauern sollte, entwickelte sich leider zu
einem kleinen Küchen-Disaster. Bis ich 4
heile leere Eier in der Pappschachtel hielt,
lagen 20 zerbrochene Eier im Mülleimer, sah
die Küche wie ein Schlachtfeld aus, und mir
fehlte jeglicher weiterer Atem, um Max daran
zu erinnern, dass wir ja den Photoapparat
mitnehmen wollten.
Etwas atemlos, aber als stolze
Heile-Leer-Eier-Besitzer kamen wir also im
Casino an. Hier war echt schon `ne Menge
los. Der große Tische war übersät mit echten
heilen leeren Eiern, Plastikeiern, buntem
Papier, Malstiften, Watte, Klebern, Scheren,
Motivstanzer, Bastelanleitungen, Farben,
Filzmatten usw.
Viele Geesthofer waren dem Aufruf zum
Basteln gefolgt, so dass wir Mühe hatten uns
einen freien Platz am Tisch zu ergattern.
Diverse marmorierte Ostereier staken schon
fertig auf Holzstäbchen zum Trocknen, Babsi
stellte gerade ihren Ostereier-Zauberer
fertig, John hatte bereits (man beachte: mit
seinen gerade man 2 Jahren) ein riesiges Ei
beklebt und alle waren eifrig am Kleben,
Schneiden, Malen und Marmorieren.
„Wow“, dachte ich, „seit wann sitzen die
denn schon hier?? Das alles in so kurzer
Zeit?“ Wir waren doch nur ½ Stunde zu spät.
Angesteckt von soviel Bastel-Elan, gingen
also auch mein Mäxchen und ich an die, ach
so Frohmut stimmende Arbeit.
Max tobte alsbald mit John und Lukas unter
den Tischen, um nach 10 Minuten zu
verkünden, er ginge nun mit „den Kleinen“
auf den Spielplatz. Ich konnte mich nach
einer weiteren ½ Stunde noch immer nicht
entscheiden, was für ein grandioses
Oster-Wunderwerk ich denn nun vollbringen
wollte. Das Angebot war einfach zu groß… Zu
Hause hatte ich immer nur ein paar Farben
und Pinsel gehabt. Endlich entschloss ich
mich ein wundervolles Osterschaf zu basteln.
Watte gab es, ein Plastikei für den Körper
auch, und Pappe für Beine, Kopf und
Schwänzchen war auch da. Eine weitere ½
Stunde später war ich dann dem Weinen nahe:
Die Beine klebten nicht am Ei, dafür die
Watte aber an meinen Händen und an meiner
frisch gewaschenen Hose. Der Kopf fiel immer
ab und überhaupt sah das Schaf als es
endlich fertig war, einem Schaf so gar nicht
ähnlich. Ich wüsste selbst jetzt nicht als
was ich es beschreiben sollte. Zur Rettung
meines schon stark angenacksten
Selbstbewusstseins nahte glücklicherweise
Tjark. Das Schaf in meiner Hand sehend,
schrie er begeistert: „Oh toll!!! Ein
Schaf!!! Das ist ja süß! Das hast Du
gemacht??“ Bewundernde Kinderaugen blickten
ehrfürchtig zu mir empor. Mein
Selbstbewusstsein war wieder da und
wohlwollend schenkte ich diesem
kunstkennenden Kind das Schaf. Tjark war
glücklich und ich auch.
Neuen Mutes suchte ich mir die nächste
Aufgabe. Eingedenk des enormen
Schwierigkeitsgrades der gerade bewältigten
Aufgabe, wandte ich mich einer etwas
einfacheren Bastelei zu. Dachte ich mal
wieder. Aber vorgefertigte Filzblümchen auf
ein Plastikei zu kleben ist eigentlich auch
nicht so schwer. Letztendlich mangelte es
wohl an meiner Fingerfertigkeit und vor
allem an dem nicht klebenden Kleber. Die
Blümchen fielen einfach immer wieder ab. Der
Kleber wurde auf dem Ei nicht trocken, dafür
mal wieder auf meiner Hose. Es gelang mir
nicht ruhig zu bleiben, und so erntete ich
nicht nur anfängliches Gelächter und
mitleidige Blicke, sondern immer mehr
warnende Hinweise, es seien doch auch Kinder
zugegen.
Erschöpft beschloss ich nach so viel zweck-
und sinnlosem Einsatz eine kurze Pause
einzulegen. Mittlerweile war Max wieder
aufgetaucht und tauchte Eier in eine Brühe
von der ich anfangs annahm, sie sei so etwas
wie Grütze. Er zog jedoch ein wunderbar
marmoriertes Ei nach dem anderen aus der
Grütze. Und angesteckt von dieser
offensichtlichen Leichtigkeit war ich
sicher, das sei nun endlich die richtige
Aufgabe für mich. Außerdem: Mit Farben kenne
ich mich ja aus. Die habe ich sozusagen im
Blut. Ach wie ist das Oster-Basteln doch
schön lachte ich, betrachtete stolz mein
begabtes Kind (denn die künstlerische
Begabung konnte er ja nur von mir geerbt
haben) und schritt zu Tat. Schnell blühte
meine Jeans in allen erdenklichen Farben auf
(sie sah sowieso etwas fade aus) und die aus
der Brühe gezogenen Eier sahen aus, als
hätte ich sie auf das Paddock geschmissen
auf dem die Pferde Schlammcatchen spielen.
Meine Leidensfähigkeit war erschöpft. Es
reichte.
Glücklicherweise hatte Kröti für Stärkung
gesorgt. Es gab Kuchen und Schoko-Ostereier.
Und ich begnügte mich damit zuzuschauen und
sachdienliche Anleitung zu geben. Das
Ergebnis dieses so entspannenden
Bastel-Nachmittags kann sich, dank meiner
Anweisungen, sehen lassen... Das glaubt Ihr
nicht?? Dann schaut Euch die Photos an.
Vielen Dank liebe Kröti und
liebe Asta für Euer Engagement, das Casino
zu verschönern und unsere Gemeinschaft enger
zusammen zu schweißen. Das nächste mal
jedoch ohne mich. Ich komme dann nur noch
mit Kamera!! |